Harald Kordes (Schulleiter) und Simone Wolff (stellvertretende Schulleiterin) – sind das Leitungsteam der Eugen Bolz Grundschule Brochenzell (Gemeinde Meckenbeuren im Bodenseekreis). Gemeinsam mit Manuela Mayer (Schulsozialarbeit), Ralf Schwaiger (Jugendreferat) und mit gut 30 Kindern der zwei 4ten – Klassen wurde das Konzept der Gemeindedetektive umgesetzt.
Ein ganz konkreter Weg, so Udo Wenzl, Artikel 12 (Berücksichtigung des Kinderwillens) der UN-Kinderrechtskonvention umzusetzen. Auch der Grundschulbildungsplan im Fächerverbund MENUK (Mensch, Natur und Kultur) stellt in seinen Leitgedanken zum Kompetenzerwerb „das tägliche partnerschaftliche, demokratische und weltoffene Handeln“ in den Mittelpunkt, was „zur Gestaltung eines zukunftsfähigen Verhältnisses der Schülerinnen und Schüler zur Heimat und zur Welt“ betragen soll. (Bildungsplan Grundschule 2004 des Landes Baden-Württemberg, S. 96) Auch heißt es: „Im Fächerverbund erwerben die Schülerinnen und Schüler Kompetenzen, die sie befähigen, sich an ihrer eigenen Beheimatung aktiv zu beteiligen…“
Mit Harald Kordes und Simone Wolff sprach Udo Wenzl
Was hat Sie dazu bewegt, mit den Kindern die Gemeinde zu erkunden und die Ergebnisse im Gemeinderat von Meckenbeuren vorzustellen?
Schon seit langem war es uns ein Anliegen, unsere Schulkinder auf dem Weg zu mündigen Mitbürgern dahingehend zu begleiten, dass sie ihre Wünsche und Bedürfnisse äußern können und auch gehört werden. Das Projekt Kinderbeteiligung erschien uns eine ideale Möglichkeit, diese Ziele umfassender und öffentlichkeitswirksam umzusetzen.
Welchen Rahmen hat MENUK hierbei für die Umsetzung gegeben?
Wie bereits oben zitiert, wurden beim Projekt wichtige Zielsetzungen des Fächerverbundes umgesetzt. Darüber hinaus wurden aber auch bei allen anderen Aktivitäten im Verlauf des Projektes Kompetenzen geschult, die den Erwartungen des Fächerverbundes und den allgemeinen Zielsetzungen des Bildungsplans entsprechen. Zu nennen wären hier unter anderen folgende Kompetenzen: sich eine eigene Meinung bilden, Diskussionen in der Gruppe gewinnbringend führen, Ergebnisse klar und gut nachvollziehbar präsentieren, …
Wie erlebten Sie die Kinder Ihrer Grundschule bei der Umsetzung des Konzepts? Was waren Ihre eindrücklichsten Erlebnisse und Erfahrungen?
Die Kinder waren von Anfang bis Ende hochmotiviert, sehr konzentriert und sehr kreativ bei der Sache. Sonst übliche freundschaftsbedingte Gruppierungen lösten sich wie von selbst auf und verwandelten sich in sachbezogene interessensorientierte Gruppen. Diese Haltung: „Es geht um ein Ziel der Gruppe und nicht so sehr um mich als Einzelperson“ war eine von vielen wichtigen Beobachtungen. Auch konnte man den Stolz der Kinder darüber, dass sie als Zielgruppe im Mittelpunkt standen und sogar der Bürgermeister sich einige Stunden Zeit für sie nahm, deutlich spüren. Am eindrucksvollsten war es dann für uns zu erleben, wie die Kinder 30 Minuten lang mit unterschiedlichsten Präsentationstechniken sehr selbstbewusst und abwechslungsreich dem Gemeinderat und einer großen öffentlichen Zuhörerschaft ihre Ergebnisse vorstellten.
Die Kinder haben die Ergebnisse selbst im Gemeinderat vorgestellt. Wie hat der Bürgermeister und der Gemeinderat die Ergebnisse aufgegriffen?
Die Kinder bekamen unmittelbar nach der Präsentation sowohl vom Gemeinderat als auch vom Bürgermeister eine erste Stellungnahme, in der sogar einige wenige kleine Zusagen gemacht wurden. Geplant ist ein weiterer Termin, bei dem der Bürgermeister und eine Abordnung des Gemeinderats zur Schule kommen, um den Beteiligungsprozess inhaltlich fortzuführen.
Welche Empfehlungen können Sie Ihren Kolleg*innen in anderen Grundschulen geben?
Wer die Chancen, die ein solches Projekt den Kindern eröffnet, nicht nutzt, hat einen großen Schritt in die richtige Richtung verpasst.