Archiv für den Monat: September 2015

Wenn junge Menschen sich für eine bessere Mobilität einsetzen: Pavlos Wacker engagiert sich im Rat der Jugend

Pavlos Wacker aus Biederbach engagiert sich im „Rat der Jugend im Zweitälerland“ und setzt sich für mehr Mobilitätsangebote in seiner Region ein. Biederbach und die Gemeinden Elzach, Gutach im Breisgau, Simonswald und Winden im Elztal arbeiten gerade in einem interkommunalen Mobilitätsprojekt zusammen. Gemeinsam mit der Großen Kreisstadt Waldkirch wollen sie das Mobilitätsangebot für Jung und Alt verbessern (siehe https://www.partizipations-blog.de/2015/08/mobilitaetsperspektive-im-laendlichen-raum-fuer-jung-und-alt/)

Wie bist du öffentlich in Deiner Region unterwegs und wie bewertest Du das Mobilitätsangebot im Zweitälerland?

Ich bin auf den ÖPNV angewiesen. Jeden Morgen fahre ich mit der Breisgau S-Bahn in die nächstgrößere Kreisstadt Waldkirch, um in die Schule zu gehen. Und nach der Schule zurück. Wenn ich Freunde besuche oder abends irgendwo hinfahren möchte, bin ich erneut auf den Zug angewiesen. Prinzipiell ist das Mobilitätsangebot in meiner Region in Ordnung. Zu Stoßzeiten zumindest, fahren vermehrt Buse und Züge, leider nur im ein Stunden Takt. Problematisch wird es früh morgens oder nachts, teils auch am Wochenende, wenn keine Öffentlichen Verkehrsmittel unterwegs sind. Ich musste schon häufiger nachts meine Eltern kontaktieren, weil keine Züge oder Buse fuhren. Die Breisgau S-Bahn beispielsweise, fährt nur bis 23:00 Uhr. Es gibt nur gelegentlich Nachtbusse, die auch nicht alle Dörfer in der Region abdecken. Teilweise ist es verständlich, dass profitorientierte Verkehrsgesellschaften nur stündlich oder zu Stoßzeiten unterwegs sind. Darunter „leiden“ tun eben alle die, die auch am Wochenende oder nachts unterwegs sind, daher sind wir vor allem im ländlichen Raum, auf Nachhaltige Mobilitätsalternativen angewiesen.

Wie wichtig ist das Fahrrad bei Dir im Dorf und in deiner Region, um unterwegs zu sein?

Meiner Meinung nach ist das Fahrrad im ländlichen Raum essentiell. Ich wohne in Biederbach und muss, wenn ich Einkaufen, zum Freibad oder sonst wohin will, das Fahrrad nutzen. Wenn ich Zeit habe, fahre ich auch in die nächstgrößere Stadt Waldkirch. Außerdem wird das Fahrrad in meiner Region auch häufig zu sportlichen Zwecken genutzt. Da bietet sich der Schwarzwald besonders an.

Du engagierst Dich im Rat der Jugend. Was hat dich dazu bewegt und was sind die zentralen Themen und Anliegen?

Zwei Dinge. Das Problem der eingeschränkten Mobilität musste ich am eigenen Leib erfahren. Als ich vor einem Jahr hergezogen bin, habe ich schnell gemerkt was für ein immenser Unterschied es ist, in einer großen Stadt zu wohnen oder in einem Dorf. Vor allem im Jugendalter möchte man so frei und unabhängig sein, wie irgend möglich. Auf dem Land ist dies eben nicht so einfach. Im Alltag ist das eines der größten Einschränkungen, die man auf sich nimmt. Nicht Mobil zu sein.
Wegen meinem Interesse an Politik, hat mich ein Freund gefragt, ob ich den nicht mal Lust hätte zu einem Treffen des Rats der Jugend mitzukommen. Es hat vom ersten Tag an Spaß gemacht. Momentan geht es um den Ausbau von Mobilitätsangeboten, durch eine Mobilitätsplattform im Elz- und Simonswäldertal. Wie kann man die Mobilität im ländlichen Raum voranbringen? Wie wird Mobilität Nachhaltig? Wie kann man Entscheidungsträger dazu bringen, mit uns an einem Strang zu ziehen? Dies sind alles Fragen mit denen wir uns Beschäftigen.

Wann hat sich dein Engagement „gelohnt“?

Das tolle an einer Jugendbeteiligungsinitiative ist, dass wir ständig die Möglichkeit bekommen etwas langfristig zu verändern. Am schönsten ist es, wenn man das Gefühl vermittelt bekommt, dass man ernst genommen wird. Beispielsweise haben wir im Stuttgarter Landtag die Möglichkeit bekommen mit Abgeordneten unseres Wahlkreises zu sprechen. Bei einem weiteren Treffen mit Senioren und Menschen mit Behinderung, konnten wir das Projekt vorstellen und haben Input erhalten für das weitere Vorgehen. Dies waren sehr motivierende Treffen, die mich persönlich zum Weitermachen animiert haben.

Was glaubst du, wie sich Dein Leben nach der Schule gestalten wird?

Nach meinem Abitur nächsten Sommer würde ich gerne Politikwissenschaften studieren. Auf jeden Fall möchte ich weiterhin in Projekten aktiv bleiben. Es macht unheimlich Spaß und es ist schön zu sehen, dass man etwas zu langfristigen Lösungen beitragen kann. Schön wäre es zu sehen, ob das hiesige Mobilitätsprojekt von der Bevölkerung angenommen wird. Aber ich glaube, dass das Projekt zukunftweisend und eine seriöse Alternative zu dem bisherigen Mobilitätsformen wird!