von Udo Wenzl
Haben Sie schon einmal überlegt, Ihre Gemeindeentwicklung mit den Kindern und Jugendlichen der Gemeinde zu starten? Wenn nicht, dann wäre dies aus mehreren Gründen eine Überlegung wert. Denn: Die Weiterentwicklung Ihrer Gemeinde dient insbesondere denen, die möglicherweise noch sehr lange in der Gemeinde leben sollen und wollen und oft auch leben werden.
Gerade die im ländlichen Raum liegenden, meist kleineren Kommunen stehen vor der Herausforderung, Zukunftsperspektiven so zu entwickeln, dass sie auch weiterhin attraktiv für ihre, für alle Bürgerinnen und Bürger sind. Die Gemeindeentwicklung ist somit eine aktuelle und immer wieder kehrende Aufgabe einer Kommune.
Eine kinder- und jugendfreundliche Gemeindeentwicklung ist von zentraler und zukunftsweisender Bedeutung. Eine Gemeinde im ländlichen Raum ist nur dann wirklich lebenswert und auch funktionsfähig, wenn die unterschiedlichen Generationen in dem Dorf zusammen leben können. Vor allem unter dem Aspekt der demographischen Entwicklung ist daher von geradezu existenzieller Bedeutung, auch den jungen Menschen eine Perspektive zu bieten.
Kinder und Jugendliche haben eine Stimme und eine Vorstellung von Zukunft!
Um insbesondere für die junge Generation attraktiv zu bleiben, braucht es eine neue und eigenständige Jugendpolitik im ländlichen Raum, die von Anfang an Kinder und Jugendliche aktiv mit einbezieht, bzw. den Raum gibt, dass Kinder und Jugendliche sich aktiv einbringen wollen und auch tun. Würde dies geschehen, dann könnte es dazu führen, dass sich die junge Generation von Anfang an als wichtiger Teil der Kommune fühlt.
Unsere Mitwirkungs- und Beteiligungsformate im kommunalpolitischen Raum erreichen meist diejenigen, die schon wahlberechtigt sind. Und die Beteiligungsformate wie z.B. Zukunftswerkstätten sprechen bestimmte, meist erwachsene Zielgruppe an.
Eigenverantwortung, Mitbestimmung und Mitsprache bieten jungen Menschen die Möglichkeit, ihre besonderen Interessen und Wünsche zu artikulieren und aktiv an der Gestaltung der eigenen Lebenswelt mitzuwirken. Nur so kann es gelingen, die Interessen der Kinder und Jugendlichen in ein ganzheitliches Konzept einzubinden, damit die Dörfer sich zu kinderfreundlichen Lebensräumen weiterentwickeln können. Und hier geht es nicht nur um Betreuungsangebote für die Kleinsten.
Förderprogramme unterstützen diese Entwicklung
Eine Vielzahl an Unternehmungen wie z.B. Landeswettbewerbe „Unser Dorf hat Zukunft“ (2013 – 2016), das Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) oder auch die neuen regionalen LEADER – Entwicklungspläne greifen dieses Anliegen aktiv mit auf. Förderungen aus solchen Programmen u.a. auch der Landesentwicklungsprogramme sind mittlerweile geknüpft an Bürgerbeteiligungsverfahren.
Gerade mit den Fördermitteln von Leader können ab 2015 (und sicher nicht nur in Baden-Württemberg) Gemeindeentwicklungsprozesse gefördert werden. Wie eine solche Beteiligung im ländlichen Raum aussehen könnte, haben wir bereits 2013/2014 in sieben Schwarzwaldgemeinden praktiziert (https://www.partizipations-blog.de/beispiel-seite/jugendbeteiligung/leader-sudschwarzwald/). Einen zentralen Schwerpunkt dabei bilden die Kinder-, Jugend und Bürgerbeteiligung, so dass sich die Bevölkerung in die Gestaltung ihres Lebensumfelds selbst mit einbringen kann.
Ein Blick nach Rheinland-Pfalz
Mit Blick auf die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen bei der Dorf- und Gemeindeentwicklung ist Rheinland-Pfalz schon einen Schritt weiter: Die Landesregierung hat eine Broschüre aufgelegt, die die Interessen und Bedürfnisse der jungen Generation im ländlichen Raum benennt und beispielhafte Maßnahmen und Methoden vorstellt, wie Kinder und Jugendliche in einem Entwicklungsprozess angemessen beteiligt werden können. Hier existieren Leitlinien zur kinder- und jugendfreundlichen Dorfentwicklung, die ganz deutlich machen: Ohne eine Beteiligung der Zielgruppe selbst geht es nicht!
Die Leitlinien zur kinder- und jugendfreundlichen Dorfentwicklung sind zu finden unter: http://mifkjf.rlp.de/fileadmin/mifkjf/service/publikationen/Kinder_und_Jugend/Leitlinien_Dorfentwicklung_2010.pdf