Auf der Suche nach jungen Kandidatinnen und Kandidaten
Von Udo Wenzl
Wer Volljährig ist und sich in irgendeiner Art und Weise schon in seiner Kommune engagiert hat, steht bei den erwachsenen Kommunalpolitikern hoch im Kurs: Die Listen für die Kommunalwahl werden derzeit erstellt. Und die jungen Bürgerinnen und Bürger einer Kommune? Haben diese überhaupt eine Chance bei dem baden-württembergischen Kommunalwahlsystem gewählt zu werden? Es ist nicht nur eine Frage des Listenplatzes alleine. Aber gerade auch aufgrund der Tatsache, dass wir ein „Kommunalwahlrecht ab 16“ haben, scheint die junge Generation stärker als bisher im Blick zu sein. Jugendliche, die schon positive Erfahrungen mit Beteiligung in ihrer Kommune gemacht haben, sind durchaus offen für weiteres politisches Engagement, wenn man sich sicher ist, dass sie auch in den nächsten fünf Jahren an ihrem Ort bleiben. Was kann getan werden, dass junge Menschen durchaus erfolgreich in den Gemeinderat einziehen? Eine Möglichkeit hierbei ist die Gründung einer eigenen jungen Liste:
„Ich wollte mich über Politik aufregen, aber ich wollte mich auch für Politik engagieren.“ (Zitat aus den Gruppendiskussionen mit den Engagierten von Jungen Listen in Baden-Württemberg)
Junge Listen sind … parteiunabhängige/
„Ich halte unsere Strukturen momentan für sehr gut und vorbildlich, wenn Jugendliche darüber schon an Politik ran geführt werden und zu Entscheidungsprozessen (…) im Vorfeld beratend gehört werden (…) grundsätzlich halte ich das für einen günstigen Weg, die Überalterung des Gemeinderates und das immer wieder die gleichen Menschen im Gemeinderat sitzen aufzubrechen.“ (Zitat aus den Gruppendiskussionen mit den Engagierten von Jungen Listen in Baden-Württemberg)
Diese sehr allgemeine Definition zeigt die Tatsache auf, dass es ein einheitliches Bild von Jungen Listen nicht gibt. Eine durchgeführte Recherche zu Jungen Listen hat gezeigt, dass es in Baden-Württemberg sehr unterschiedlich organisierte Junge Listengibt. In Bayern haben sie eine klare CSU Orientierung. Junge Listen z.B. in Nordrhein-Westfalen verstehen sich eher als linkspolitisch orientierte Liste. In Baden-Württemberg kam ein wesentlicher Impuls zur Gründung der Jungen Listen von der Jungen Union. Heute überwiegen die parteiungebundenen Zusammenschlüssen als Wählervereinigung.
Zwischen 1984 und 2004 wurden die meisten Jungen Listen gegründet. 2004 waren es 20 junge Listen, die erfolgreich in den Kommunalparlamenten vertreten waren. 2009 waren es schon wieder weniger, da einige Listen keinen eigenen Nachwuchs mehr gefunden haben.
Junge Listen sind mehr als nur ein paar junge GemeinderätInnen in Kommunalparlamenten. Sie verfügen meistens über eine Basis (häufig in Form eines eingetragenen Vereins) in den Kommunen, im Gemeinwesen. Die Junge Liste ist häufig eine jugendpolitisch aktive Gruppierung, die Teil eines gesamten jugendpolitischen Netzwerkes ist. Über einzelne gewählte junge Erwachsene ist eine Verzahnung des jugendpolitischen Netzwerks direkt mit dem Gemeinderat gesichert.
„Die Themen werden durch die Gemeinderatsarbeit vorgegeben, aber was wir uns von Anfang an vorgenommen haben, die Interessen der jungen Generation stärker in den Gemeinderat hinein zu tragen.“ (Zitat aus den Gruppendiskussionen mit den Engagierten von Jungen Listen in Baden-Württemberg)
Junge Listen werden im Vorfeld einer Wahl medial sehr wahrgenommen, da das Zusammenfinden junger Menschen und die Gründung einer eigenen Liste als ein interessantes Vorgehen bewertet wird. Die jungen KandidatInnen sind somit mit ihrer eigenen Liste wahrnehmbar. Und das wird auch von vielen erwachsenen WählerInnen wahrgenommen und auch honoriert. Die letzten Wahlen haben auch gezeigt, dass einzelne Listen von Wahl zu Wahl mehr Plätze dazugewonnen haben. Es gibt noch viele Informationen zu Jungen Listen und wer Lust bekommen hat, sich mit dem Thema intensiver zu beschäftigen, der findet umfassende Infos zu Jungen Listen in Baden-Württemberg unter www.junge-listen.de