Die Beteiligung von Jugendlichen an Aktivitäten und Entscheidungsprozessen im kommunalen Raum bestärkt deren politisches Interesse und nutzt und fördert die Stärken jedes Einzelnen sowie die Fähigkeit, mit anderen Menschen zusammen zu arbeiten und sich aufeinander einzulassen.
Von Udo Wenzl
Eine Kommune lädt an einem Wochentag – einem ganz normalen Schultag – die Jugendlichen zu einem eintägigen Jugendforum ein. Der Tag startet frühmorgens, und die teilnehmenden Jugendlichen werden vom Unterricht befreit. Auf den Plakaten zum Forum steht: „In Zukunft mit UNS“. Es geht darum, die Perspektive der Jugendlichen in die Entwicklung der Stadt miteinzubeziehen. „Wie lebe ich in meiner Stadt, was möchte ich schon immer mal der Politik sagen, und wo sehe ich Handlungsbedarf“ – diese Leitfragen beschäftigen die Jugendlichen am Vormittag in einem World-Café und in thematischen Vertiefungs-Workshops. „Was ist zu tun, wie soll es aussehen, und wen brauchen wir noch dazu?“ – mit diesen Fragen werden auf einem Flip-Chart einzelne Themen konkretisiert. Am Ende der Workshop-Phase gibt es eine Präsentation der Workshop-Ergebnisse vor dem/der Bürgermeister/in, den GemeinderätInnen, weiteren interessierten erwachsenen Personen der Gemeinde und insbesondere vor den SchulvertreterInnen, die auch sehen wollen und sollen, was „ihre“ Jugendlichen erarbeitet haben.
Einladen, ermutigen und inspirieren
Jugendliche werden eingeladen und können mitreden, mitentwickeln und mitgestalten. An einer wirklichen Mitbestimmung und einer wirklichen Mitentscheidung der jungen Generation wird derzeit intensiv gearbeitet. Jugendliche werden ermutigt, ihre Sicht auf die Gemeinde/ auf die Stadt zu formulieren und werden inspiriert, Ideen einzubringen. Wenn die Jugendlichen ihre Ergebnisse vorstellen, zeigen sie den Erwachsenen, was ihre Ideen und Anliegen sind, und tragen somit zur Gemeindeentwicklung bei. Dies ist nicht in allen Kommunen selbstverständlich. Aber es geschieht zunehmend in immer mehr in baden-württembergischen Kommunen, dass sich Jugendliche nicht nur in Jugendgemeinderäten an der kommunalen Entwicklung beteiligen können, sondern auch innerhalb vielfältiger offener Beteiligungsformen.
„Wenn Kinder und Jugendliche wieder erleben können, dass sie nicht ständig wie Objekte belehrt, gemaßregelt, beschult und erzogen werden, sondern dass sie in ihrer Kommune von anderen Mitgliedern beachtet und wertgeschätzt werden, wenn ihnen zugetraut würde, Aufgaben zu übernehmen, die für die Kommune und das kommunale Leben wichtig sind, dann könnte sich jedes Kind und jeder Jugendliche als jemand erfahren, der mit seinen besonderen Talenten, mit seinen erworbenen Fähigkeiten und seinem bisher angeeigneten Wissen in dieser besonderen Weise zum Gelingen von etwas beitragen, was nur in einer gemeinsamen Anstrengung gelingen kann.“ (Gerald Hüther, Kommunale Intelligenz, Seite 41, 2013)
Die Jugendlichen entwickeln unterschiedliche Ideen und Lösungen zu bestimmten Themen und finden so heraus, wo und wie sie sich weiter engagieren wollen. Die Vorstellung der Workshop-Ergebnisse zeigt den Erwachsenen, welche Vorstellungen die Jugendlichen von der Zukunft der Kommune haben. Die Erwachsenen honorieren mit Wertschätzung die Arbeit der Jugendlichen und greifen deren Anliegen auf. Nach dem Forum bilden sich dann meist generationsübergreifende Arbeitsgruppen, die aus Themen ganz konkrete Projekte machen. Jugendliche und Erwachsene, meist die politisch Verantwortlichen und MitarbeiterInnen der Verwaltungen, arbeiten ganz konkret zusammen.
Wenn viele (junge) Menschen in einem Raum zusammen arbeiten, dann ist dies auch politische Bildung und Dialog mit den politischen Verantwortlichen. Dies bestärkt das politische Interesse der Jugendlichen, nutzt und fördert die Stärken jedes Einzelnen sowie die Fähigkeit, mit anderen Menschen zusammen zu arbeiten und sich aufeinander einzulassen.